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Heidt-Sommer (SPD): Housing first braucht sichere Finanzierung

„Wege aus der Obdachlosigkeit sind sehr mühsam und für Menschen mit Defiziten, seelischen oder körperlichen Einschränkungen, auch mit Unterstützung kaum zu bewältigen. Wer keine Arbeit nachweisen kann, der bekommt keinen Mietvertrag und wer keinen Wohnsitz nachweisen kann, der bekommt keinen Arbeitsvertrag“, erklärt die heimische Landtagsabgeordnete Nina Heidt-Sommer. Diesen Teufelskreis durchbricht der „Housing-First“-Ansatz in der Obdachlosenhilfe, der in Gießen von der Diakonie in Kooperation mit Stadt, Landkreis und Wohnbau Gießen GmbH umgesetzt wird.

Das Housing-First Konzept beendet in einem ersten Schritt die Wohnungslosigkeit und bietet flexible wohnbegleitende Hilfen zum dauerhaften Wohnungserhalt an. Das Recht auf Wohnraum wird an erste Stelle gerückt. Erst dann werden die individuellen Probleme der Bewohner angegangen. Der Erhalt des Wohnraums wird dabei bewusst nicht an Auflagen gekoppelt: Betroffene werden ermutigt, ihre Probleme mit Unterstützung anzugehen, aber nicht dazu verpflichtet. Housing-First bedeutet, dass von Obdachlosigkeit Betroffene eine normale, mietvertraglich gesicherte Wohnung bekommen, auf die sie auf dem Wohnungsmarkt keine Chance hätten. Während Betroffene nach einer Unterbringung in Notunterkünften und nach gescheitertem betreutem Wohnen mit Auflagen häufig wieder auf der Straße landen, konnte in einigen Städten in den USA und in einigen EU-Staaten, in denen Housing-First praktiziert wird, die Straßenwohnungslosigkeit deutlich reduziert oder sogar völlig überwunden werden.

Finanziert wird das Projekt der Gießener Diakonie durch Gelder des „Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen“ (EHAP). Problematisch sei, dass die Fördergelder begrenzte Laufzeiten haben und regelmäßig neu beantragt werden müssen, so Heidt-Sommer: „Ob die Gelder dann auch rechtzeitig bewilligt werden und für welchen Zeitraum, lässt sich nie sicher sagen. Dies gefährdet das gesamte Projekt und damit nicht nur alle Menschen, die über Housing-First zu einer Wohnung gekommen sind und möglicherweise wieder in die Obdachlosigkeit fallen, sondern auch die Mitarbeitenden des Projekts, die seit Jahren eine verdienstvolle und höchst engagierte Arbeit leisten.“

Heidt-Sommer verweist auf Nordrhein-Westfalen, wo sich das Land an der Implementierung und Durchführung der Housing-First-Projekte beteiligt habe. „Es kann nicht sein, dass in Gießen, wo Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor Jahren zum Thema ‚Bürger ohne Obdach. Zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum‘ promoviert wurde, ein so erfolgreiches Projekt wie Housing-First regelmäßig um die Anschlussfinanzierung bangen muss! Die Finanzierung von Housing-First gilt es zu verstetigen, um die Weiterarbeit sicherzustellen. Auch das Land Hessen muss sich dabei seiner Verantwortung stellen und kann sich ein Beispiel an NRW nehmen,“, so Heidt-Sommer abschließend.